Interview mit Grotti

 

Buster: Und hier ist wieder Ihr Buster R. Felis, trotz noch nicht verheilter Brüche frisch aus dem Krankenhaus, weil ich mir einen weiteren Aufenthalt dort nicht mehr leisten konnte. Heute zu Gast Grotti von Grottenolm.

Meine erste Frage: Grotti, Sie arbeiten also in der Dr-Maus-GmbH am Empfang. Was genau ist dort Ihre Aufgabe?

Grotti: Wie, Aufgabe. Ich sehe cool aus. Das reicht doch, oder?

Buster: Nun, wenn Sie es sagen … Sie sind ja nun schon geraume Zeit mit Würmi verheiratet, die bekannt ist für Ihre Wutausbrüche. Ist da nicht eine Beziehung sehr schwierig?

Grotti: Eigentlich nicht. Würmi hat es ja meistens nur auf die anderen Comicfiguren abgesehen. Ich bin nur einmal in Schwierigkeiten geraten, als ich ihr ein Segment abgetrennt habe, damit daraus ein dritter Mann für unsere Skat-Runde wächst. Es stellte sich heraus, dass das nicht funktioniert. Der Schlagkraft von Würmi schadete das abgetrennte Segment aber nicht. Leider!

Buster: In der Tat, schlagkräftig, das beschreibt sie recht gut. Aber zurück zu Ihnen. Leiden Sie auch unter der Diskriminierung durch die Landtiere?

Grotti: Diskrimi … was? Keine Ahnung, wovon Sie reden.

Buster: Na, schlechte Behandlung, Vorurteile, Sie wissen schon ...

Grotti: Ach was, die anderen Loser tun mir leid. Ich bin cool und leicht zu zeichnen. Die werden bald Geschichte sein, und ich komme groß heraus.

Buster: Die Arbeit bei der Dr-Maus-GmbH ist also nur eine Zwischenlösung?

Grotti: Na logisch! Ich setze auch große Hoffnung in meine Nebengewerbe „Feinkost Grotti“ und „Grotti's Grill“.

Buster: Hm, da gab es doch Gerüchte über Fleisch mit zweifelhafter Herkunft. Man raunt etwas von Bratwürsten aus Fadenwurmfleisch und Bestechung des Ordnungsamtes. Ein richtiger kleiner Skandal ...

Grotti: Ach, alles Quatsch. Was ist denn gegen 1a-Fadenwurmfleisch einzuwenden. Außerdem habe ich niemanden gestochen. Ich habe dem Herrn vom Ordnungsamt nur ein paar Geldscheine gegeben und schon konnte er sich meiner Sichtweise anschließen.

Buster: Nun, wenn man unter einem Stein lebt, hat man offensichtlich andere moralische Standards. Ich stelle mir das recht ungemütlich vor.

Grotti: Unter einem Stein zu leben, bedeutet doch nicht, in der Steinzeit zu leben. Wir haben eine recht modern ausgestattete Wohnung. Und wenn Würmi nicht ewig mit ihren Ökospinnereien dazwischenfunken würde, hätten wir auch noch viel mehr coole Konsumgüter. Übrigens setze ich auch große Hoffnung in meinen neuesten Nebenerwerbsbetrieb „Grotti Konstruktionen“.

Buster: Ach wirklich, erzählen Sie doch mehr davon. Das wird unsere Hörer sicher interessieren.

Grotti: Ich baue derzeit eine Reihe von Luxus-Unter dem Stein-Wohnungen, die bestimmt reißenden Absatz finden werden. Sie sind luxuriös und zukunftsweisend.

Buster: Na ja, vielleicht etwas dunkel, oder?

Grotti: Aber das ist doch der Vorteil: kein Fensterputz mehr und die Hässlichkeit der werten Ehegattin spielt auch keine Rolle mehr. Es hält so Kreaturen wie Möazedes auch davon ab, die Comicfiguren-Welt mit ihren Kochkreationen zu bedrohen.

Buster: Das sind ja alles erstaunliche Neuigkeiten. Aber finden Sie nicht doch Ihre eigenen Kochkreationen etwas absonderlich?

Grotti: Nein, die einzig lobenswerte kulinarische Errungenschaft der Landtiere ist doch Plörr-Bräu. Der Rest ist schauderhaft. So ein Fleischspieß kann doch einem Dreckklumpenspieß niemals das Wasser reichen.

Buster: Liebe Zuhörer: bei uns erfahren Sie es zuerst. Sensationen der Baukunst und der kulinarischen Welt. Ihnen, lieber Grotti, möchte ich von ganzem Herzen für dieses aufschlussreiche Interview danken. Viel Glück mit Ihren Unternehmungen.

Leise murmelnd fügt er hinzu „Das werden Sie auch brauchen“. Dann zieht er ängstlich den Kopf ein und bleibt – in Erwartung der nächsten Katastrophe oder dem nächsten Unfall – wie versteinert auf seinem Stuhl sitzen.

Grotti: Alter, Du bist ganz blass im Gesicht. Sieht übel aus. Kann ich jetzt gehen?

Buster: Ja, Sie können gehen, danke!

Grotti: Und Du solltest mal was gegen die Verspannungen im Kopf- und -Schulterbereich machen. Tschüss!

Grotti verlässt das Studio und nach einer geschlagenen halben Stunden wird Buster klar, dass er heute das Studio (bis auf die nicht verheilten Brüche aus dem Hubald-Interview-Fiasko) unverletzt verlassen wird. Es ist so, als wären Weihnachten, Ostern und sein Geburtstag auf einen Tag gefallen. So kann das Leben also auch sein!

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© Annelie Riedel