Interview mit Pierre

 

Buster: Heute haben wir ein „Gründungsmitglied“ der Hubald Comics im Studio, den berühmt-berüchtigten Pierre Piqué!

Pierre, Sie sind für mich ein ganz besonders interessanter Gast. Obwohl Sie schon so lange bei Hubald Comics auftreten, gibt es so viele offene Fragen wie bei keiner anderen Comicfigur.

Pierre: Ach ja, was kann ich denn dafür?

Buster: Ja, so kennt man Sie: immer etwas mürrisch und unterschwellig aggressiv. Wie kommt es zu dieser Haltung?

Pierre: Hängen Sie mal den ganzen Tag mit diesem Haufen von Versagern und Nervensägen herum, dann wissen Sie es.

Buster: Selbst Ihr Freund Hubald nervt Sie?

Pierre: Hörni ist schon ok, aber eben ein Versager.

Buster: Nun, auch Sie haben wie Hubald weder Schul- noch Berufsabschluss. Sie stehen damit bildungstechnisch auf einer Stufe mit ihm. Sind Sie damit nicht auch ein Versager?

Pierre: Aber nein, es gibt einen fundamentalen Unterschied zwischen mir und Hubald: er war zu doof für einen Abschluss, während das bei mir ein bewusster Akt politischen Widerstands in Erfüllung der Tradition meiner Familie war.

Buster: Ach, das ist ja interessant. Erzählen Sie uns doch mehr über diese Tradition.

Pierre: Das Dorf meiner Vorfahren wurde einst von den militanten Mäusen, den Vorfahren des fiesen Dr-Maus, überfallen und mehrere Jahre besetzt. Militärisch waren meine Vorfahren klar unterlegen, so dass sie eine Strategie des passiven Widerstands gegen ihre Unterdrücker entwickelten. Dieser Tradition fühle ich mich angesichts der fortwährenden Unterdrückung durch die gnadenlose Leistungsgesellschaft zutiefst verpflichtet.

Buster: Ich habe mehr den Eindruck, dass Sie einfach nur faul sind ...

Pierre: War mir klar, dass Sie das auch nicht kapieren. Es ist eben schwer so ein politisches Konzept in seiner ganzen Komplexität zu erfassen.

Buster: Wie sind Sie durch die sogenannten dunklen Jahre 2007 bis 2013 gekommen?

Pierre: Dazu sage ich nichts ohne meinen Rechtsanwalt.

Buster: Verstehe … dann sprechen wir doch besser über Ihre Zukunft. Mit Ihrem politischen Wissen haben Sie bestimmt ganz besondere Pläne, oder?

Pierre: Ja, ich denke, dass ich das Zeug zur Führungskraft habe, oder auch selbständiger Taxifahrer. Oder ich eröffne eine Kneipe. Das hat diese Stadt auch bitter nötig.

Buster: Nun, als Führungskraft kann ich Sie mir in der Tat vorstellen (murmelt leise etwas von schlau daher labern und nichts tun), aber Taxifahrer? Haben Sie denn überhaupt noch einen Führerschein? Bei Ihrem raudihaften Fahrstil und den unendlich vielen Verkehrsverstößen würde das an ein Wunder grenzen.

Pierre: Welcher Führerschein? Hatte nie einen, brauche keinen. Sehen Sie sich Hubald an: der hat einen, kann aber überhaupt nicht fahren.

Buster: Wurde er nicht gerade für vorbildliches und unfallfreies Autofahren ausgezeichnet?

Pierre: Das, was Hubald da veranstaltet, ist doch nicht Fahren, das ist Daherschleichen.

Buster: Weil er mit einer an Straßen- und Witterungsverhältnisse angepassten Geschwindigkeit fährt? Im Gegensatz zu Ihnen?

Pierre: Wollen Sie mich provozieren? Meine Gattung war jahrelang Opfer des Straßenverkehrs. Jetzt schlagen wir zurück! Nie wieder Opfer sein!

Buster: Aha, interessant. Sprechen wir doch jetzt mal über Ihr Privatleben. Sie sind ja noch ledig. Allerdings kursieren Gerüchte über ein Heiratsversprechen an eine gewisse Marie.

Pierre: Äh, … ich …. Marie, was? (leichter Schweißausbruch bei Pierre)

Buster: Wir haben Marie als Gast in diese Sendung eingeladen. Sie scheint sich etwas verspätet zu haben. Ah, ich höre gerade, dass sie in wenigen Minuten eintreffen wird …

Pierre: Oh, … na ja, … ach, schon so spät! Ich muss jetzt wirklich gehen. Du leihst mit doch Deine Karre, nicht wahr, Kumpel?

Pierre schnappt sich die Schlüssel von Busters Auto und ist mit drei großen Schritten aus dem Studio raus. Man hört das Aufheulen des Motors. Beim Ausparken rammt er eine tragende Wand des Studios, das daraufhin in sich zusammenstürzt. Mit quietschenden Reifen fährt er davon, bevor das Auto von Trümmerteilen getroffen wird. Buster übersteht den Einsturz unverletzt in seiner Rettungskapsel.

Buster: Der kleine Scherz mit Marie war vielleicht doch keine so gute Idee. Andererseits: interessante Reaktion. Ich glaube, dass weitere Recherchen zu dem Thema gewinnbringend sein könnten.

 

Druckversion | Sitemap
© Annelie Riedel