Interview mit Hubald
Buster: Und hier ist wieder Ihr Buster R. Felis, soeben rechtzeitig zurück aus dem Krankenhaus zur 2. Ausgabe der Sendereihe "Comicfiguren von Hubald Comics und ihre ganz private Seite". Heute haben wir Hubald Hörnemeister im Studio, Namensgeber dieses phantastischen Comics.
Meine erste Frage: Warum sitzen Sie nicht im Besucherstuhl sondern am Tonregiepult?
Hubald: In dem Besucherstuhl empfange ich nicht die korrekten Fango-Shuba-Impulse. Da kann das Interview nicht gelingen.
Buster: Meinen Sie nicht eher Feng Shui?
Hubald: Hätte ich Feng Shui gemeint, hätte ich Feng Shui gesagt. Ich meine aber Fango-Shuba, ein Konzept, das viel durchdachter und natürlich auch erfolgreicher ist.
Buster: Ah ja, interessant! Aber nun zu Ihnen, Hubald. Ihre Familiengeschichte ist ja sehr aufregend, mit einigen dunklen Flecken …
Hubald rutscht nervös auf dem Stuhl herum und betätigt in seiner Aufregung einen Knopf – eine laute Fanfare ertönt …
Buster: Bitte, Hubald, nichts anfassen und vor allem keine Knöpfe drücken. Erzählen Sie uns doch lieber etwas über die Zuwanderung Ihrer Familie nach Deutschland.
Hubald: Na ja, sie kamen Anfang des 19. Jahrhunderts von Schweden nach Deutschland, weil sie sich hier bessere Berufschancen erhofften.
Buster: … und sie gaben sich als Hirsche aus, weil sie als illegale Einwanderer Schwierigkeiten mit der Ausländerbehörde vermeiden wollten.
Hubald: Hirsche – Elche, wo ist da schon ein Unterschied. Ja, und das mit der illegalen Einwanderung: das sind doch olle Kamellen!
Buster: Sie selbst wurden von Ihrem Großvater erzogen. Wie kam es dazu?
Erneut wird Hubald nervös und drückt einen Knopf, um seine Anspannung zu lösen. Dieses Mal erklingt das Klirren einer zerbrechenden Fensterscheibe.
Buster (leise stöhnend): Nochmal: bitte nichts anfassen!
Hubald: Entschuldigung, aber dieses Thema ist so emotional für mich. Meine Eltern haben sich bald nach meiner Geburt getrennt. Dann sind sie bei Nacht und Nebel verschwunden. OHNE MICH!! Ich wurde zurückgelassen … ich habe sie nie kennengelernt. Gott sei Dank war Opa Hörnemeister da und hat sich um mich gekümmert.
Buster: Stimmt es eigentlich, dass Sie die Schule ohne Abschluss verlassen mussten?
Hubald: Ich bin nun mal kein Bücherwurm, eher ein Praktiker. Außerdem braucht doch kein Mensch das Zeug, das dort gelehrt wurde.
Buster: Nun ja, auch eine Sichtweise. Wo waren Sie eigentlich in den Jahren 1985 bis 1988. Nach Ihrem – öhm – unrühmlichen Abgang von der Schule gibt es keinerlei Aufzeichnungen, Dokumente oder Nachweise über diese Zeit. Selbst Ihr Großvater will oder kann über diese Zeit nichts sagen.
Hubald: Also, das ist doch wohl meine Sache. Ich bin doch nicht verpflichtet, meinen Lebenslauf in dieser Sendung lückenlos nachzuweisen.
Buster: Man munkelt etwas von einem Gefängnisaufenthalt. Ihr Vater Berthold hatte ja in seinen Jugendzeiten auch öfter Bekanntschaft mit schwedischen Gardinen gemacht.
Hubald: Was Sie nicht alles zu wissen glauben! Ich war in meinem ganzen Leben nicht im Gefängnis. Aber Sie und Ihre sensationslüsternen Zuhörer werden ohnehin keine Ruhe geben. Also gut: ich war in Schweden unterwegs, um nach meinen Eltern zu suchen und wurde dort von Kuh-Terroristen gefangen genommen und musste all diese Jahre in Geiselhaft verbringen.
Buster: Aber warum haben Sie das verschwiegen und wie sind Sie wieder frei gekommen?
Hubald: Die Kühe hatten mich unter Androhung meines vorzeitigen Ablebens zum Stillschweigen verpflichtet. Ich kam frei, weil niemand Lösegeld bezahlen wollte, obwohl die Kühe immer weniger für mich forderten. Sie haben mich gehen lassen, weil mein Unterhalt am Ende mehr kostete, als sie jemals mit Lösegeld hätten wieder hereinbringen können. Sie nannten mich einen Vielfraß, aber es gab ja kaum etwas zu essen! Ich war ständig ausgehungert und musste schreckliche Zwangsarbeiten verrichten. Es war eine ganz schlimme Zeit!!
In seiner Aufregung drückt Hubald dieses Mal gleich vier Knöpfe: ein ohrenbetäubender Lärm lässt die Scheiben des Studios fast platzen.
Buster: So, jetzt reicht es! Wenn Sie schon nicht auf dem Besucherstuhl Platz nehmen wollen, dann setzen Sie sich wenigstens auf meinen Platz, weit entfernt von all diesen verführerischen Knöpfen.
Hubald schaut etwas bedröppelt und nimmt - ohne weiteren Protest - auf Busters Stuhl Platz. Buster nimmt auf dem Besucherstuhl Platz.
Hubald: Warum fragen Sie nicht mal was zum Comic und lassen meine Vergangenheit Vergangenheit sein.
Buster: Ja, unsere Hörer würde interessieren, warum die vielen Tiere, die kurze Gastauftritte bei Hubald Comics hatten, bis auf Würmi und Grotti keine Chance auf dauerhafte Übernahme bekamen. Insbesondere Roo, das Känguru, hatte durchaus eine Reihe von Fans. Fürchten Sie etwa Konkurrenz?
Hubald: Ganz und gar nicht! (verschränkt die Arme und stülpt die Unterlippe beleidigt nach unten) Der wahre Grund ist, dass Anne einfach nicht wirklich zeichnen kann. Schauen Sie sich doch nur das grauenhafte Interieur an, in dem wir leben müssen. Sie war mal kurz auf dem Weg ihre Zeichenkünste zu verbessern, aber jetzt ist sie wieder faul und widmet sich lieber dem psychedelischen Geschmiere, dass sie dann auch noch Kunst nennt.
Buster: Nun gut, sprechen wir über die Jahre 2009-2013. Anne gab das Zeichnen und die Webseite auf. Das waren wohl sehr schwere Zeiten für alle Darsteller von Hubald Comics.
Hubald: Es war grauenhaft. Grotti und Würmi kamen noch am besten klar. Die leben unter einem Stein in der Erde, brauchten nicht mehr als das. Aber wir anderen Comicfiguren hatten finanzielle Verpflichtungen und – nun ja – auch einen gewissen Lebensstandard, den wir nicht verlieren wollten. Und wir hatten doch alle keine Arbeitslosenversicherung. Einige haben sich in der Werbebranche prostituiert. (schüttelt sich angewidert) Ich selbst habe mich bei Zoos und sogar bei einem Zirkus beworben. Schreckliche Zeiten! Wir leben alle in der ständigen Angst, dass Anne wieder in so eine Phase zurückfallen könnte. Allein der Gedanke …
Hubald hat die Armlehnen des Stuhls während seines Vortrags fest umklammert. Dann klammert er sich an der Sitzfläche fest. Buster versucht noch, ihn davon abzuhalten, aber zu spät: Hubald hat Busters Notknopf für renitente und gewaltbereite Interviewgäste betätigt. Dieser löst die Schleuderfunktion des Besucherstuhls aus. Buster wird aus dem Studio katapultiert und landet unsanft auf dem Parkplatz vor dem Gebäude. Hubald sitzt eine Weile wie erstarrt in seinem Stuhl und macht sich dann durch den Hinterausgang aus dem Staub.
Nachwort:
Buster wurde im Krankenhaus wie ein alter Freund begrüßt. Er bekam sein altes Zimmer wieder. Er weiß noch nicht, wie er den Eigenanteil für seinen Krankenhausaufenthalt finanzieren soll. Also, liebe Freunde von Buster, wenn Ihr Euch an unserer Sammlung „Buster-Knochenbruch-Fonds“ beteiligen wollt, meldet Euch einfach über das Kontaktformular der Webseite. Im Namen von Buster danken wir Euch schon mal im voraus.
Wir hoffen, dass Buster bald wieder zurück ist. Es gibt noch so viel über Hubald Hörnemeister herauszufinden. Das mit den Kuh-Terroristen war doch schon mal ein Knaller. Sich von Kühen entführen zu lassen … wie lächerlich ...
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